Erster Hackathon Garbsen endet mit einer Flut smarter Ideen

Team "vrones" beim Hackathon

Team „vrones“ (von links): Andrès Jiminéz, Juror Wolfgang Ebert und Thoman Pérez feiern den zweiten Platz beim Hackathon.

© Quelle: Tim Schaarschmidt

Markus Holz
09.05.2022

Junge Leute erfinden die Welt von morgen: Rund 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben am Wochenende den ersten Hackathon Garbsen absolviert. Was sie erfunden haben, könnte das Leben in der „Smart City Garbsen“ verbessern.

Garbsen verpulvert – ganz pauschal geschrieben – Geld und Potenzial. Die Verwaltung lässt Papierkörbe anfahren, die gar nicht voll sind. Sie könnte sich heute schon auf Reparaturen von Straßen vorbereiten, die morgen kaputt sind. Sie verschwendet Energie in öffentlichen Gebäuden, weil Heizen, Lüften und Licht ausschalten nicht aufeinander abgestimmt sind. Kurz und knapp: Garbsen ist nicht smart, nicht digitalisiert, nicht nachhaltig. Über Probleme dieser Art, die bei Weitem nicht nur für Garbsen gelten, haben sich rund 35 junge Menschen beim ersten Hackathon Garbsen Gedanken gemacht. Das Event ist beendet, das Preisgeld ausgezahlt. Jetzt soll die digitale Zukunft der Stadt beginnen.

Hackathon ist ein Entwicklerforum

Ein Hackathon ist ein Entwicklerforum. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus dem Großraum Hannover, Braunschweig, Berlin, Aachen und Stuttgart. Keiner kennt alle. Keiner weiß zum Auftakt am Freitag, was seine Aufgabe oder wer in seinem Team sein wird. Die Herausforderung ist für alle gleich: Auf der Basis von tausenden Sensordaten eine digitale Lösung finden für die Probleme von heute, damit eine Kommune wie Garbsen morgen nachhaltiger ist.

Der Hackathon gehört zum Konzept Smart City, was nichts anderes bedeutet, als dass Sensoren Daten sammeln, senden und Entscheidungen erleichtern. Nichts anderes ist ein Smart Home: Heizt die Sonne das Wohnzimmer auf, fahren die Jalousien herunter. Die elektronischen Bauteile eines Smart Home kommunizieren miteinander. Die „elektronischen Bauteile“ der Stadt Garbsen gibt es zum Teil noch gar nicht.

Andrés Jiminéz und Thoman Pérez setzen elektronische Bauteile in den Stadtpark. Sie lassen Bodenfeuchte und Temperatur messen. Und sie lassen Drohnen über die Bäume fliegen, die das Blattwerk kontrollieren. Hat der Park genug Wasser? Haben die Bäume Stress? Wo muss wann wie viel gewässert werden? Die Daten haben etwas mit Effektivität zu tun. Bedarfsgerecht wässern ist allemal besser als alle 14 Tage große Tankwagen nach dem Gießkannenprinzip in den Park zu schicken. Die Drohnen von Jiminéz und Pérez können noch etwas, gegen das Fledermausschützer Sturm laufen werden: Sie tanzen in der Luft und liefern abends über dem Schwarzen See eine kurze Lichtshow, wie sie in der Region einmalig ist. Und wenn die Drohnen mal fünf Sekunden das Logo eines Garbsener Unternehmens formieren, bringt das auch noch Werbeeinnahmen in die Stadtkasse.

Ebert jubelt mit Team „vrones“

„Das war die Idee mit dem gewissen Fun-Faktor. Wer hat das schon?“, sagt Juror Wolfgang Ebert von Laseroptik Frielingen am Sonntag. Er hat 1500 Euro für die Zweitplatzierten gestiftet, packt euphorisch „seine beiden Jungs“ bei den Händen und jubelt mit ihnen im Rampenlicht. Leicht hatte es die Jury mit den Ideen der neun Teams gewiss nicht. Alle Gruppen waren wie beseelt von der Gründer-Stimmung in der Aula am Planetenring. Manche haben bis Sonntagfrüh um 4.30 Uhr durchgearbeitet. Andere haben sich deutlich früher in ihr Bett oder auf eine Matte in der Sporthalle fallen lassen. Daniel Wolter, Geschäftsführer der diginauten Garbsen, und seine rechte Hand Rocco Wille von der Leinenetz GmbH hatten das Event perfekt und professionell vorbereiten lassen. Niemand musste sich einen Kopf machen über Essen, Getränke, ein Bett, Datenleitung oder Arbeitsplatz. Voller Fokus auf die Lösungen.

Steigt der CO2-Wert, sinken die Fahrpreise

Die einen haben – alles theoretisch – mit Sensoren und Drohnen die Verkehrsdichte und den CO2-Gehalt der Luft messen lassen. Ihre Idee: Ist die Umweltbelastung besonders hoch, sinkt automatisch der Fahrpreis in Bus und Bahn. Das Team „SmartWasteGarbsen“ hat sich des Mülls in der Landschaft angenommen. Mit dieser Team-Lösung wüsste die Verwaltung, wann welcher Mülleimer voll wird, welche Müllbehälter überflüssig sind und wo welche fehlen – nämlich dort, wo besonders viel Müll im Grünen liegt.

Dritter Platz für „learnX“

Florentin setzt als Team „helloParking“ auf jeden nur denkbaren legalen Parkplatz einen Sensor. Klug verarbeitet, sehen Garbsener in einer App die freien Plätze, sparen Suchverkehr, Zeit und Tonnen von CO2. Sarosh Hinawi und Jeff Ho, das Team „learnX“ schließlich sammelt sehr sensible Daten über die Bildungsentwicklung von Kindern. Tests, Ergebnisse aus Schuleingangsuntersuchungen, Lernberichte und Messungen fließen in den großen Topf. Heraus kommt die Erkenntnis: Hier müssen wir pädagogisch unterstützen. „Denn Vor-Hilfe ist besser als Nachhilfe“, sagte Hinawi. Das war der Jury den dritten Platz und 1000 Euro wert. „Zu der Vision sagen wir vielleicht erst mal Nein, weil es so sensibel ist“, sagte Jurymitglied Wolfgang Ebert, „aber vielleicht denkt hier jemand gerade etwas ganz neues.“

Firma und Verwaltung werben um Ideengeber

Hackathon-Initiator Wolter will mit den jungen Leuten im Gespräch bleiben. Die unterstützende Firma Diehl Metering hat Teilnehmern eine aktive Zusammenarbeit angeboten. „Lasst euch nicht aufhalten. Ihr macht Zukunft. Und die wollen wir mit euch gestalten“, sagt Diehl-Regionalleiter Christian Halbig. Bürgermeister Claudio Provenzano (SPD) hat Kontakte mitgenommen und Teams ins Rathaus eingeladen, um weiter zu denken, zu entwickeln und aus Ideen Realität werden zu lassen. Und auch der Hackathon soll wiederholt werden. „Ihr habt Ideen, die uns voranbringen“, sagte Provenzano.

Die Sieger kommen aus Tunesien

Das Siegerteam heißt „Roadflow.ai“. Stefan Birkner hat die 2000 Euro Preisgeld vom Freundeskreis Garbsen an zwei Frauen und zwei Männer überreicht, die sich seit der Kindheit kennen und von denen nur einer bis Freitag wusste, dass er am Hackathon teilnimmt.

Das Team besteht aus Ziad Ben Hadj Salem, Amira Beltaief, Rayen Hamlaoui und Myriam Maalaoui. Drei von ihnen haben als Kinder die gleiche Schule in Tunesien besucht. Alle vier haben das Land nach dem Abitur Richtung Deutschland verlassen. Ziad und Amira studieren mittlerweile in Braunschweig Luft- und Raumfahrt. Rayen und Myriam sind in Hannover Studenten der Mechatronik und Robotik. Rayen hatte sich angemeldet, die beiden Frauen kamen erst am Freitag mit dem Flugzeug aus Tunesien und anschließend spontan mit Ziad direkt zum Hackathon. „Das Thema hat uns angelockt“, sagt Myriam.

Mit seiner Idee muss das Team als erste von neun Gruppen vor die Jury. Sie wollen Daten über den Zustand der Straßen sammeln. Die Gruppe bestückt Taxis, Busse, Firmenwagen und Privatfahrzeuge mit Sensoren. Je größer Schlaglöcher und Risse, desto höher sind die Ausschläge. Das ist die Hoffnung. Zusammen mit Daten der Stadt über die Zahl der Fahrzeuge, die Bauweise und das Alter der Straßen entsteht ein Prognosemodell. Es sagt der Verwaltung im Voraus, wann eine Straßendecke erneuert werden muss. Die Stadt könnte so effektiver planen, Geld sparen und Personal gezielter einsetzen.

„Der Prototyp unseres Systems kann Ende 2022 fertig sein. 2023 ist Testphase. 2024 lassen wir es zertifizieren. Ab 2025 geht es in Garbsen an den Start, ab 2026 können wir es an andere Kommunen verkaufen“, sagt Teamsprecherin Myriam höchst selbstbewusst. So konkret ist kein Team geworden. Das hat die Jury vollständig überzeugt. Das Quartett war eingespielt, es hat auf einen Preis gehofft. „Aber dass es der erste Platz wird – whow, wir sind total glücklich“, sagt Amira.

Die Sieger kommen aus Tunesien

Das Siegerteam heißt „Roadflow.ai“. Stefan Birkner hat die 2000 Euro Preisgeld vom Freundeskreis Garbsen an zwei Frauen und zwei Männer überreicht, die sich seit der Kindheit kennen und von denen nur einer bis Freitag wusste, dass er am Hackathon teilnimmt.

Das Team besteht aus Ziad Ben Hadj Salem, Amira Beltaief, Rayen Hamlaoui und Myriam Maalaoui. Drei von ihnen haben als Kinder die gleiche Schule in Tunesien besucht. Alle vier haben das Land nach dem Abitur Richtung Deutschland verlassen. Ziad und Amira studieren mittlerweile in Braunschweig Luft- und Raumfahrt. Rayen und Myriam sind in Hannover Studenten der Mechatronik und Robotik. Rayen hatte sich angemeldet, die beiden Frauen kamen erst am Freitag mit dem Flugzeug aus Tunesien und anschließend spontan mit Ziad direkt zum Hackathon. „Das Thema hat uns angelockt“, sagt Myriam.

Mit seiner Idee muss das Team als erste von neun Gruppen vor die Jury. Sie wollen Daten über den Zustand der Straßen sammeln. Die Gruppe bestückt Taxis, Busse, Firmenwagen und Privatfahrzeuge mit Sensoren. Je größer Schlaglöcher und Risse, desto höher sind die Ausschläge. Das ist die Hoffnung. Zusammen mit Daten der Stadt über die Zahl der Fahrzeuge, die Bauweise und das Alter der Straßen entsteht ein Prognosemodell. Es sagt der Verwaltung im Voraus, wann eine Straßendecke erneuert werden muss. Die Stadt könnte so effektiver planen, Geld sparen und Personal gezielter einsetzen.

„Der Prototyp unseres Systems kann Ende 2022 fertig sein. 2023 ist Testphase. 2024 lassen wir es zertifizieren. Ab 2025 geht es in Garbsen an den Start, ab 2026 können wir es an andere Kommunen verkaufen“, sagt Teamsprecherin Myriam höchst selbstbewusst. So konkret ist kein Team geworden. Das hat die Jury vollständig überzeugt. Das Quartett war eingespielt, es hat auf einen Preis gehofft. „Aber dass es der erste Platz wird – whow, wir sind total glücklich“, sagt Amira.